Pater Rudolf Lunkenbein
Rudolf Lunkenbein wurde am 1. April 1939 in Döringstadt geboren.
Mit zehn Jahren entschloss sich Rudolf Lunkenbein Missionar zu werden. Im Alter von 14 Jahren verließ er 1953 seine Familie und seine Heimatgemeinde und wurde Schüler des Progymnasiums der
Salesianer in Buxheim (Kreis Unterallgäu). Fünf Jahre später ging Rudolf Lunkenbein nach Sao Paulo (Brasilien) und begann im Haus der Salesianer das Noviziat. Im Jahre 1963 schickte ihn der Orden
nach Meruri (Bundesstaat Mato Grosso) zu den Bororo-Indianern. Zwei Jahre lang wurde er als Praktikant in seinem zukünftigen Missionsgebiet ausgebildet. 1965 kehrte Rudolf Lunkenbein in seine
Heimat zurück und studierte bis 1969 Theologie. Am 29. April 1969 wurde er in Benediktbeuern zum Priester geweiht, anschließend kehrte er zurück nach Brasilien, nach Meruri zu dem Stamm der
Bororos, zu seinen Indianern. 1973 wurde er in den Indianerstamm der Bororos aufgenommen.
Rudolf Lunkenbein trat in den traditionsreichen Orden der Salesianer ein, der es sich schon Ende des 19. Jahrhunderts zur Aufgabe gemacht hatte, die Indianerstämme Brasiliens zu missionieren. Mehr und mehr war es die Aufgabe der Missionare geworden, für das Heimat- und Lebensrecht der Indianer einzutreten. Diese wurden überall von brasilianischen Siedlern aus ihrem Lebensraum, dem tropischen Regenwald, verdrängt.
Pater Lunkenbein setzte sich für das Heimat- und Lebensrecht seines Stammes ein. Seine Aufgabe formulierte er so:
Zunächst einmal gilt es diesen Menschen auf den Weg zurück ins Leben zu helfen, sie zur Selbstbesinnung zu bringen, ihnen klarzumachen, was in ihnen steckt,
welche Kräfte sie einfach brach liegen, welch großartige Traditionen sie einfach verkommen lassen. Ich habe mich für sie eingesetzt, ihre Rechte für sie zu verteidigen.
Als Mitglied der staatlichen Indianerschutzbehörde bestand Pater Lunkenbein darauf, dass das dem Bororo-Stamm rechtlich zustehende Territorium diesem auch gewährt werde, dass
das Gebiet vermessen werde und dass die widerrechtlich eingedrungenen und wild rodenden weißen Siedler ausgewiesen würden.
Am Morgen des 15. Juli 1976 sollte die Landvermessung beginnen. Mit den Vermessern erschienen jedoch 62 bewaffnete Siedler. Pater Lunkenbein wollte zwischen den Beamten und den Siedlern vermitteln. Nachdem die Meinungsverschiedenheiten bereits geschlichtet waren, kam es zu einem neuen Wortwechsel und einer der Siedler schoss Pater Lunkenbein und seine indianischen Begleiter nieder.
Pater Rudolf Lunkenbein starb am 15. Juli 1976 in Meruri (Brasilien).
Die Indianer trauerten um ihren Helfer viele Tage und bestatteten ihn feierlich wie einen ihrer Häuptlinge.
Am 18.12.1980 wurde die Volksschule Ebensfeld nach dem berühmten Sohn der Gemeinde in "Pater-Lunkenbein-Schule" umbenannt.
Die Pater-Lunkenbein-Schule Ebensfeld gedachte dem 30-sten Todestag ihres Namensgebers in der Woche vom 10. Juli bis 14. Juli 2006 mit Projekttagen, einem Lebenslauf und einem Schulfest. Der Erlös aller Aktionen während der Projektwoche kam den Bororo-Indianern zu Gute.